Unter uns

Richtige Entscheidung treffen – Welcher Wunsch dich glücklich macht

Entscheidungen zu treffen fällt uns besonders dann schwer, wenn mehrere Bedürfnisse miteinander korrelieren, die auf den ersten Blick unvereinbar scheinen. Karriere oder Kind? Hauskauf oder Weltreise? Manchmal tragen wir lang gehegte Träume in uns, deren Erfüllung uns an diesem Lebenspunkt nicht unbedingt glücklich machen würde. Finde heraus, welcher Wunsch für dich gerade richtig ist. Außerdem verrate ich dir noch eine Technik, die dir schnell bei dieser Entscheidung helfen kann.

Wer spricht da – Ego oder Herz?

Wenn du einen großen Traum hast, frage dich zunächst, ob er von deinem Ego diktiert wird oder aus deinem Herzen kommt. Vieles, was wir anstreben, wollen wir aus Prestigegründen oder weil es gesellschaftlich anerkannt ist. Wir denken, wenn wir dies oder jenes erreichen, dann erhalten wir endlich Anerkennung, Respekt, Macht, Bewunderung. Diese Motive haben zwei Dinge gemein: Erstens, möchten wir, dass andere sie uns zusprechen. Und zweitens, sollen sie uns im Vergleich zu den anderen besser darstellen. Was wiederum bedeutet, dass unser angestrebtes Glück von anderen abhängt.

Ganz anders dagegen sind Wünsche, die aus dem Herzen kommen. Sie sind nicht darauf aus, uns im außen besser darzustellen. Ihr Motiv zielt eher auf die pure Freude ab, die nur in unserem Inneren entsteht und uns von niemand anderem gegeben werden kann. Dies sind die Träume, die das Potential haben, dich richtig glücklich zu machen.

Auf das Motiv kommt es an

Bild von Pixabay, Pexels

Dabei kann der ein und derselbe Wunsch sowohl vom Ego als auch vom Herzen kommen. Entscheidend ist nicht der Wunsch, sondern sein Motiv.

Sagen wir mal, Max und Moritz träumen beide von einem Segelboot. Max träumt davon, wie er mit seinem Segelboot im Yachtclub ankommt und von allen bewundert wird. Wie er tolle Partys darauf feiert und als Bootsbesitzer sich bessere Chancen bei Frauen ausrechnet. Moritz dagegen träumt von der Freiheit, die ihm der Wind in den Segeln vermittelt, von Sonnenuntergängen auf hoher See, von der Freude, in das nächste Abenteuer mit seinem Boot aufzubrechen.

Derselbe Wunsch – zwei völlig unterschiedliche Motive: Bei Max steht Prestige an erster Stelle. Bei Moritz spricht das Herz.

Wenn du merkst, dass du eher wie Max denkst, überlege dir, ob dir dieser Wunsch tatsächlich dauerhaftes Glück bringt. Meistens fühlen wir uns bei Erfüllung solcher Wünsche nur zu Beginn glücklich, doch schnell gewöhnen wir uns an den neuen Status Quo und merken, dass wir immer noch nicht vollkommen glücklich sind. Dann diktiert uns das Ego neue Ziele, die uns zum Glück bringen sollten, und schon sind wir wieder auf der Jagd nach neuem Glück.

Als ich mein erstes Buch Universisch für Anfänger schrieb, stellte ich mir die Frage, was ich damit erreichen wollte. Natürlich war meine Absicht unter anderem, dass das Buch den Weg zu so vielen Menschen wie möglich findet. Und ich erhoffe mir auch, eines Tages von der Schriftstellerei leben zu können. Doch mein Motiv, warum ich das Buch veröffentlichen wollte, war in erster Linie nicht finanzieller Natur. Ich schrieb das Buch, weil ich zum einen für mich vieles aufarbeiten wollte und zum anderen denke, dass es auch anderen Menschen, vor allem Frauen, Mut geben würde, in ihrem Leben etwas zu verändern. Doch auch wenn das Buch nicht veröffentlicht worden wäre, hätte es für mich seinen Zweck erfüllt, denn es hat mir viel Freude bereitet, es zu schreiben.

Wirkliche Freude kann nur im Herzen entstehen und kann uns von nichts und niemandem sonst gegeben werden. Stell dir also vor, wie es wäre, wenn du schon eine Weile deinen Traum leben würdest. Würdest du dann immer noch jeden Tag aufwachen und dein Herz vor Freude daran schlagen hören? Würde Max nach einem Jahr Party auf seinem Segelboot sich immer noch auf die nächste Party freuen? Oder würde doch Moritz nach einem Jahr voller schönen Sonnenuntergänge und Abenteuer glücklicher sein?         

Stimmt das Timing?

Bild von Hassan Ouajbir, Pexels

Manchmal kommt es vor, dass wir einen Herzenstraum in uns tragen, doch das Timing einfach nicht stimmt. Es bedeutet nicht, dass der Wunsch an sich falsch ist. Es zeigt uns einfach, dass seine Verwirklichung zu einem anderen Zeitpunkt besser für uns wäre.

In den letzten Wochen befand ich mich genau in einer solchen Situation: Vor der Pandemie habe ich Tanzkurse gegeben. Irgendwann entstand der Wunsch nach einer eigenen kleinen Tanzschule in mir. Ich malte mir diesen Ort voller lateinamerikanischen Musik, Freude und toller Menschen aus und mein Herz machte Freudensprünge dabei. Doch es ließ sich einfach kein passender Raum zu einem angemessenen Preis finden.

Kürzlich schien der Traum dann zum Greifen nah zu sein, denn während der Pandemie wurde Gruppensport nicht mehr möglich und einige große Räumlichkeiten standen plötzlich zur Verfügung. Hinzu wurden die Mietpreise gesenkt. Ich fand einen perfekten Platz, sogar mit einer schönen Dachterrasse und einem angemessenen Mietpreis.

Meinem Traum stand also scheinbar nichts mehr im Wege. Doch die anfängliche Freude verblasste schnell. Etwas stimmte nicht. Anstelle mich zu freuen hatte ich Gedanken, wie: „Die Tanzschule würde mir zu viel Zeit wegnehmen, die ich gerade in andere Projekte investieren möchte.“ „Ich wäre nicht mehr zeitlich und finanziell flexibel.“ „Eigentlich wäre mir jetzt eine Unterkunft am Strand lieber als eine Tanzschule.“

Ich erschrak mich selbst darüber, dass ich so dachte. Denn ich wollte diesen Traum nach wie vor verwirklichen. Und es bat sich eine perfekte Möglichkeit dafür! Es setzte mich sehr unter Druck, da ich dachte, dass so eine Chance nie wieder käme. Ich durfte sie nicht ungenutzt lassen. Und doch konnte ich mich nicht dazu durchringen, dem Vermieter zuzusagen.

Die 10-Minuten-zuvor-Methode

In solchen Fällen gibt es eine geniale Methode, die uns mehr Klarheit über die eigenen Gefühle gegenüber unserem Traum geben und uns somit bei der Entscheidung helfen kann: die 10-Minuten-zuvor-Methode, die ich auf dem YouTube Kanal von Dominique Davis entdeckt habe (das Video ist auf Englisch).

Stell dir also vor, dass die Erfüllung deines Traums dir 10 Minuten zuvor zugesichert wurde. Der Trick dabei ist, dass du dich damit direkt in diese neue Realität versetzt und dein Gehirn bereits über die nächsten Schritte nachdenkt. Warum 10 Minuten? Weil in 10 Minuten rein Äußerlich sich noch nichts in deinem Leben verändern würde. Jedoch verändert sich in deinem Inneren alles, seitdem du weißt, dass dein Traum nun deine Wirklichkeit würde.

In meinem Fall habe ich mir vorgestellt, dass ich den Schlüssel für die Tanzschule erhalten habe. Mein Gehirn hat ganz praktisch weitergedacht, wieviel Geld ich nun für die Renovierung und Dekoration benötige, wie mein Tagesablauf sein würde, wenn ich nach meinem Job den restlichen Tag in der Tanzschule verbringen würde. Wie ich mich um eine Website, Logo, Werbung, eine Putzfrau und noch ein Dutzend anderer Dinge kümmern müsste. Und der einzige Gedanke war: Aber dann habe ich ja keine Zeit mehr fürs Schreiben! Da wurde es mir klar, dass ich eine Traumhierarchie habe, in der das Schreiben aktuell über dem Tanzen steht. Es heißt nicht, dass ich diesen Traum aufgebe. Vielmehr vertraue ich darauf, dass die richtige Zeit dafür noch nicht gekommen ist.

Bild von Johannes Plenio, Pexels

Passt der Wunsch noch zu dir?

Manchmal muss man sich auch eingestehen, dass der alte Wunsch einfach nicht mehr zu einem passt. Die Prioritäten verschieben sich mit dem Alter und Wünsche verändern sich. Ein alter Lebenstraum kann in der Gegenwart nicht mehr das sein, was man möchte. Eine Backpack-Weltreise, von der du in deinen 20ern geträumt hast, spukt vielleicht jetzt nur noch in deinem Kopf herum, weil dein zwanzigjähriges Ich es sich noch erfüllen möchte.

Auch hier würde die 10-Minuten-zuvor-Technik helfen. Stell dir vor, wenn z.B. die Backpack-Weltreise dein Wunsch wäre, dass du vor 10 Minuten von deinem Chef ein Jahr Sabbatical zugesichert bekommen hast. Du überlegst nun, wie du deinen Rucksack packst, welche Impfungen du noch brauchst, was du mit deiner Wohnung machst. Du würdest nie lange Zeit auf einem Platz bleiben können, viel unterwegs in Bussen und Zügen sein, unterschiedlichem Klima ausgesetzt sein, immer aus dem Rucksack leben müssen …

Klingt es immer noch so verlockend, wie es mit zwanzig war? Wenn ja, dann go for it! Wenn es das nicht tut, dann ist es auch ok. Du musst nichts nachholen, nur weil du das Gefühl hast, es verpasst zu haben. Denn du bist nicht mehr derselbe Mensch und würdest nicht dieselbe Erfahrung machen können, wenn du den Traum deines zwanzigjährigen Ichs mit Dreißig leben würdest. Kreiere stattdessen neue Träume, die zu den Bedürfnissen deines jetzigen Ichs passen.  

Überfordert dich dein großer Traum?

Uns wird beigebracht, nach den Sternen zu greifen. Und wenn der Traum sich nicht weltverändernd anfühlt, zweifeln wir daran, ob er bedeutend genug ist. Dabei hat der Traum, der in erster Linie dir Freude bringt, von wirklicher Bedeutung.

Was ist das Ziel bei deinem Wunsch? Ist es frei zu sein? Finanziell unabhängig? Erfolgreich? Vital? Geh noch etwas tiefer. All diesen Zielen liegt ein einziges Gefühl zugrunde: glücklich zu sein. Ganz egal, was wir uns wünschen, wir wollen dabei im Grunde erreichen, das wir Glück und Freude verspüren.

Doch wärst du nur dann glücklich, wenn der große Traum in Erfüllung ginge? Oder würde die Freude vielleicht schon beim Erschaffen einkehren? Der Weg zur Wunscherfüllung ist doch oft spannender und erfüllender als das Ziel selbst. Jeder Tag bietet uns die Möglichkeit, an unserem Traum zu basteln, die Zufriedenheit spüren, wenn wir etwa ein neues Rezept entwickelt, ein Vogelhaus gebastelt oder einen Text fertiggeschrieben haben.

Warum dann nicht täglich kleine Schritte feiern! So werden wir nicht von der großen Vision überwältigt und frustriert, dass wir immer noch nicht am Ziel angelangt sind. Die Kunst liegt also darin, den Fokus vom Ziel zu nehmen und sie ins genüssliche Erschaffen im Jetzt zu setzen. Denn wer jeden Tag Freude spürt, macht sein Glück nicht von der Erfüllung des Traums abhängig. Und ist das Glücklichsein nicht ohnehin das, weshalb wir unseren großen Traum verwirklichen wollen?

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